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» Frauenstadtgeschichte Wien Frauen.Stadtgeschichte.Wien Orte & Worte von Frauen: eine Spurensuche in Wien
Wenn Sie die Mehrheit der Fragen mit einem glatten "Nein, kenne ich nicht, weiß ich nicht, habe ich noch nie gehört!" beantworten, dann sind Sie (leider!) nicht allein. Warum das so ist?!
Geschichte ist ein Prozess, eine Rekonstruktion der Vergangenheit aus heutiger Sicht. In der traditionellen, männlich dominierten Geschichtsschreibung sind Frauen unsichtbar gemacht worden: die Namen und die Leistungen von Frauen wurde geleugnet, "vergessen" und sind damit im allgemeinen Bewusstsein ausgelöscht. Diese konventionelle und starre Selektivität der von Männern
geschriebenen Geschichte, die Frauen und ihre Leistungen ignoriert, hat
dabei den Anteil der Frauen an der gemeinsamen Geschichte lange übersehen:
Frauen waren unsichtbar geblieben, wurden nicht erwähnt - weil ihre
Geschichte männlichen Historikern schlichtweg unwichtig erschien.
Die wenigen Frauen, die im Allgemeinbewusstsein vorhanden sind, sind eher
"Ausnahmefrauen" und spiegeln nicht die tatsächliche Geschichte,
den realen Alltag von ganz "normalen" Frauen wider: Biografien
beschreiben oft nur herausragende Frauengestalten (wie z.B. Sissi, Maria
Theresia,..) und verlieren sich dabei auch nur allzu häufig im Anekdotischen.
Weiters hält dieser selektive Blick starr an männlichen Lebensentwürfen als Norm, die als Maßstab für alle gilt, fest - und übersieht dabei, dass alles, was Frauen geleistet haben - egal, ob sie Künstlerinnen, Widerstandskämpferinnen, Arbeiterinnen oder ganz was anderes waren - nur im ständigen Widerstand gegen die konventionelle Auffassung der Rolle als Frau möglich war. Eine Rolle, die sie - im Unterschied zu Männern - zwang, ihren Aktivitäten zusätzlich zu ihren Pflichten wie Haushaltsführung, Versorgung und Ausbildung der Kinder u.v.m. nachzukommen. Beispiel: Clara Schumann Als Beispiel bringe ich hier die Komponistin und Pianistin Clara Schumann, die zwar keine Wienerin war; jedoch die Probleme, mit denen sie zu kämpfen hatte, lassen sich nicht auf eine bestimmte Stadt oder ein bestimmtes Land zurückführen, sondern spiegeln deutlich die Lebensumstände und vor allem Widerstände wider, mit denen alle Frauen - ob berühmt oder nicht - an allen Orten und zu allen Zeiten zu kämpfen hatten: Clara Schumann, die mit ihren Konzertreisen den Lebensunterhalt ihrer großen Familie (acht Kinder und einen psychisch kranken Ehemann) finanzierte und einen dementsprechend großen Haushalt zu versorgen hatte, klagte in ihrem Tagebuch: "Mein Klavierspiel kommt wieder ganz hintenan, was immer der Fall ist, wenn Robert komponiert. Nicht ein Stündlein vom ganzen Tag findet sich für mich!". Nicht nur Clara Schumann, sondern auch viele andere Frauen - ob anerkannt und berühmt oder nicht - mussten ihre Interessen hinter jene des Mannes zurückstecken... Die Schumanngasse im 18.Wiener Gemeindebezirk ist bezeichnenderweise
nach Robert Schumann und nicht nach Clara Schumann benannt... Herstory und History
Die Forschung über Frauengeschichte, über den Anteil der Frauen in der menschlichen Geschichte wird - in einer Analogiebildung zum englischen Wort HIStory - auch HERstory genannt. Herstory ist ein Teilbereich der Geschichtswissenschaften und der Geschlechterforschung und zeigt u.a. auch auf, wie schwierig es auch heute noch ist, die Frau als Akteurin in den von Männern fixierten und tradierten Quellen wiederzufinden. Ein wichtiger Aspekt der feministischen Geschichtsforschung ist es daher, die Existenz und die Lebenswege von Frauen aufzuzeigen, die von der herkömmlichen Geschichtsschreibung schlichtweg übergangen wurden: Weibliche Lebensentwürfe sollen aus dem Dunkel der scheinbaren Geschichtslosigkeit gelöst werden und sichtbar gemacht werden. Dabei müssen unbekannte Quellen ausfindig gemacht werden, so wie auch bereits bekannte Quellen neu interpretiert und anders gelesen werden müssen. Frauengeschichtsforschung bringt eine anderen Blickwinkel in die herkömmliche Geschichtsschreibung: eine Perspektive, aus der alle historischen Zusammenhänge neu interpretiert werden müssen. Der feministische Blick ist dabei wesentlich - denn ohne eigene Geschichte ist Frauen die Möglichkeit einer kollektiven Identität und eines historischen Selbstbewusstseins abgeschnitten. Jede Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat (Gerda Lerner). Die Auseinandersetzung mit Frauengeschichte erschließt uns eine neue Welt und öffnet uns die Augen dafür, dass Frauen nicht nur als unsichtbare Helferinnen und Unterstützerinnen in ihrer Rolle als Gattin, Hausfrau, Mutter, Schwester, Tochter ihres mehr oder weniger berühmten Ehemannes, Bruders, Vater, Sohnes dienten, sondern ebenfalls historisch aktive und handelnde Personen waren (und sind!). Und damit wandelt sich auch das Bild des Mannes in der Geschichte: Geschichtsschreibung
gewinnt dadurch eine neue Dimension, denn Frauengeschichtsforschung fördert
eine gerechtere Beurteilung historischer Verläufe. Cherchez la femme! Frauenspuren finden sich überall - auch in Wien!
Bereits als Buchhändlerin las ich sehr viel zu Themen wie Ethnologie, Archäologie, Paläolinguistik, Geschichte ganz allgemein, Biografien etc... - stets mit wachem Blick auf den Anteil der Frauen an unserer Geschichte. In den Jahren meiner Recherche- und -Forschungstätigkeit baute ich u.a. eine eigene Privat-Bibliothek von ca 6000 Bänden auf und tauchte dabei auch immer tiefer in das Thema ein: Anfangs las ich nur, etwas später begann ich, diverse Daten zu erfassen (damals noch handschriftlich!). Und wiederum später gab ich meine handschriftlichen Daten in den PC ein. Das gesammelte Material war inzwischen derart umfangreich geworden, dass ich nunmehr eine eigene Systematik ersinnen musste, um meine Forschungsergebnisse (Texte, Bilder & eigene Fotos) adäquat organisieren und somit jederzeit leicht wieder auffindbar machen zu können. Währenddessen las, forschte, suchte und fand ich immer weiter: Anfangs
nur mit Kugelschreiber und Notizblock, später auch mit Kamera, durchstreifte
ich jahrelang die Stadt: Straßen, Plätze, Brücken, öffentliche
Parkanlagen, Friedhöfe, Häuser & Hinterhöfe. Ich besuchte
Museen, Galerien, Trödelläden, Ausstellungen und Kirchen; nächtelang
surfte ich nach passenden Informationen durch's Internet: Es finden sich
durchaus Websites, die gute Porträts von österreichischen Frauen
bringen, wie z.B. http://www.dasrotewien.at
über sozialdemokratische Politikerinnen oder auf http://www.demokratiezentrum.org
eine Bilderserie über Zenzi Hölzl, die erste Bürgermeisterin
Österreichs. Ein steter Quell der Freude ist vor allem das Projekt
"Ariadne" der Österreichischen Nationalbibliothek, das
u.a. auch Dokumente der österreichischen historischen Frauenbewegung
von 1848-1918 mit Volltext-Dokumenten online stellt. Lobenswert auch die
Künstlerin Irene Andresser, die mit ihrem aktuellen Projekt "Citylights:
Wiener Frauen" einige berühmte Frauen im Wiener Stadtbild sichtbar
macht. Ich wühlte mich durch unzählige Bücher aus Antiquariaten, Bibliotheken & Archiven. Eine Fülle an geschichtlichem Material flog mir entgegen, Spuren vergangener Frauenlebenswelten wurden sichtbar und damit auch die zahlreichen Facetten weiblicher Eigenschaften und Fähigkeiten. Alle in meinem Buch beschriebenen Orte habe ich selbst aufgesucht und
mich damit nicht nur auf Quellen und Beschreibungen anderer verlassen.
Mein "Tick", immer und überall - egal wohin ich auch gehe
- Schreibzeug und Kamera mit dabei zu haben, um von mir gezielt Gesuchtes,
aber auch zufällig Entdecktes, sofort notieren bzw fotografieren
zu können, ist unter meinen Freundinnen wohlbekannt. Kontakte wie z.B. zu Margit K., der Nichte der kommunistischen Widerstandskämpferin Hedy Urach (sie wurde knapp 33-jährig von den Nazis hingerichtet), die von Australien aus mit mir Kontakt aufnahm und mir freundlicherweise sowohl private Dokumente (Briefe von Hedy Urach) wie auch persönliche Erinnerungen über ihre eigene Flucht aus Wien im Jahr 1939 zur Verfügung stellte, bieten mir Forschungsunterlagen und Material, das vermutlich sonst niemand hat und wohl einzigartig ist. Aufbau und Inhalt des Buches
Das Buch ist nach Bezirken geordnet, so dass interessierte Leserinnen sich anhand des Buches selbst auf die spannende Reise zur Frauengeschichte - z.B. in ihrem eigenen Wohnbezirk - begeben können: Eine Auflistung und Beschreibung der Straßen, Gassen, Wege, Plätze, Brücken, Parks, Gemeindebauten & Höfe, die nach Frauen benannt sind; Gedenktafeln, auf denen an Frauen erinnert wird, Friedhöfe mit Gräbern berühmter Frauen, Darstellungen mythologischer Frauen (Allegorien, Göttinnen ); Wohnorte und Orte von beruflichem Wirken von Frauen (sowohl solche mit als auch solche ohne Gedenktafeln); sowie Orte, an denen Frauengeschichte geschrieben wurde. Welche dieser Frauen wurden mit einem Straßennamen, einem Denkmal, einer Gedenktafel oder sonst wie geehrt und sind somit heute noch im Stadtbild Wiens (wenn zumeist auch nur für aufmerksame Augen) sichtbar? Wer waren diese Frauen - was haben sie gemacht, wo haben sie gelebt und gearbeitet, wie haben sie die Stadt Wien geprägt? Welche Frauen sind - meist unverdienterweise - so sehr in Vergessenheit geraten, dass nichts mehr an ihr Wirken und ihre Leistungen erinnert? Wo und wie können wir trotzdem Spuren und Orte in Wien, wo diese Frauen gelebt und gearbeitet haben, finden? Natürlich werden nicht nur die Orte an sich aufgelistet, sondern
auch, an welche Frauen wir hier denken können bzw welche frauengeschichtlich
relevanten Ereignisse hier stattfanden. Manche Frauen werden genauer und
ausführlicher beschrieben - jedoch nicht nur "berühmte"
Frauen sollen hier porträtiert werden, auch unbekannte oder "vergessene"
Frauen sollen ihren Platz darin finden. Cherchez la Lesbe! Wichtig ist mir dabei auch der lesbische Blickwinkel. Es wird nämlich
oft und zu allzu gern "vergessen", dass viele der Frauen, die
in der Frauenbewegung (sowohl in der Ersten als auch in der Zweiten) aktiv
waren bzw sind; also Frauen, die sich für das Frauenstimmrecht, für
den Zugang von Frauen zu den Universitäten, gegen Gewalt an Frauen
& Mädchen, usw usf... engagiert(en), Lesben waren bzw sind. So findet sich beispielsweise in Porträts über Auguste Fickert selten mehr als nur ein kurzer Hinweis (wenn überhaupt!) auf ihre Lebensgefährtin Ida Baumann. Über den Ehemann von Irma von Troll wissen wir weitaus mehr, als über ihre Lebens- und Liebesgefährtin Johanna Baumgartner. Dass Irma von Troll mit einem Mann verheiratet war (mit dem sie allerdings nur ein paar wenige Jahre verbrachte), fehlt in keiner Biografie, in keinem Lebenslauf, in keinem Artikel über sie. Dass sie aber über 30 (!!!) Jahre gemeinsam mit ihrer Schwester und drei weiteren Freundinnen (von denen eine ihre Liebste war) zusammengelebt hat, wird - wenn überhaupt - nur am Rande erwähnt: So unwichtig und belanglos kann ein Ehemann offenbar gar nicht sein, dass ihm nicht doch ein paar Absätze gewidmet werden - während die Freundinnen oder die Liebste oft nicht mal erwähnt werden. Ich finde es immer betrüblich, wenn lesbische Beziehungen nicht
erkannt und auch nicht als solche benannt werden. Heterosexuelle Beziehungen
werden hingegen immer lang und breit benannt und ausführlich beschrieben
- selbst wenn diese noch so irrelevant waren. Ziel des Buches "Frauenstadtgeschichte Wiens"
In einem umfangreichen Werk soll ein exklusiver Blick auf die Geschichte Wiens geworfen werden - und zwar aus der Perspektive der Frauen. Das Buch soll eine Korrektur jenes Blickwinkel, jener Vorstellung geben, die uns Frauen vermittelt wurde und auch heute immer noch wird: Nämlich, dass es kaum bedeutende Frauen in der Geschichte gab, dass Frauen keine wesentlichen Beiträge zur Geschichte Wiens geleistet hätten. Doch in Wien gab (und gibt es) zahlreiche Schriftstellerinnen, Ärztinnen,
Komponistinnen, Schauspielerinnen, Wissenschafterinnen, Frauenrechtlerinnen,
Arbeiterinnen, Widerstandskämpferinnen, fromme und weniger fromme
Frauen... All diese Frauen, von der traditionellen Geschichtsschreibung
verschwiegen und ignoriert, sind unsere Geschichte! Die amerikanische Künstlerin Judy Chicago schreibt über "Frauen in der Kunst" folgendes (und ihre Aussage gilt genauso für die Thematik "Frauen in der Geschichte"): "Es sind jedoch zu wenig Männer bereit zu akzeptieren, dass sie eine ganze Menge von Frauen und deren Kunst lernen können. Eine Erklärung für diese Verweigerungshaltung liegt vielleicht darin, dass es für viele Männer einfach schwierig ist, sich einer anderen Sichtweise zu öffnen, zumal sie dann auch anerkennen müssten, dass die Universalität der Perspektive, die von männlicher Kunst allzu oft in Anspruch genommen wird, in Wirklichkeit eine von männlicher Erfahrung geformte und deshalb zwangsläufig begrenzte Sicht der Welt ist. Sie basiert im allgemeinen auf dem Privileg, ein einer männlich dominierten Welt Mann zu sein." Oder wie die Linguistin und Professorin für Sprachwissenschaft Luise F.Pusch bemerkt: "Für nichts wird so viel Reklame gemacht wie für Männer. Unentwegt erinnern sie an sich selbst: auf Geldscheinen, Briefmarken und Gedenkmünzen, mit Bronzebüsten und Straßenschildern, in Lexika und Zitatensammlungen. Männer übererben nur, was sie ererbt von ihren Vätern haben - an das "mütterliche" Erbe müssen wir Frauen uns schon selbst erinnern." Genau das soll mit diesem Buch geschehen. Projektbeschreibung "Frauen.Stadtgeschichte.Wien" Hier können Sie die Beschreibung über mein Forschungsprojekt » Frauen.Stadtgeschichte.Wien als PDF downloaden - und auch gerne weiterverbreiten.
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